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Der Köhler

Die Kinder vom Plenkewitz liefen hinter ihm her, hänselten ihn, Käferkopp, Käferkopp riefen sie, und wenn er sich zu ihnen umdrehen würde, rannten sie laut keifend weg, aber er drehte sich nie. Ob er taub war? Niemand wußte, wovon der Köhler eigentlich seinen Lebensunterhalt bestritt, aber da er seine Einkäufe tätigen konnte, musste er aus irgendeiner Quelle über Einkünfte verfügen. Es versteht sich, dass angesichts dieser Umstände, die Gerüchte um seine Person wucherten wie Unkraut auf unbestellten Weideflächen. Er sei ein Soldat mit einer Brandwunde am Kopf und traumatisiert vom Krieg, andere meinten, er sei ein Biochemiker, der heimlich im Keller Kampfstoffe herstelle und sich bei seinen Experimenten die Kopfhaut verunstaltet habe, andere wieder sagten, er sei der Sohn eines Kriegsverbrechers aus Kottwitz, der sich zurückgezogen habe, um Insekten zu züchten. Was hatte man im Laufe der Jahre nicht alles für Geschichten über den Kapuzenmann gehört, und wer konnte schon sagen, was wahr, was falsch war, wenn sich jemand so zur Projektionsfläche der Ängste und Phantasien machte. Es gab auch immer wieder junge Frauen, die von diesem Sonderling angezogen wurde, und eines dieser Mädchen, die Tochter des Pastors, Helma Fischer aus Waltersdorf, wo unsere Kirche war, hatte sich sehr um ihn bemüht, was man in Altsorgefeld mit Beunruhigung beobachtete.