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Piscator 1928

Spektakel in der Stresemannzeit

Leinwand gingen auf das Publikum los, ein Schnitt und man sah in die Gesichter wütender Proletarier und nationalsozialistischer Schlägertrupps. Der Film machte aus dem Bühnengeschehen einen historischen Kampf, der nicht vorbei war.

Kunst riefen die einen, Propaganda wetterten die anderen. In den Feuilletons wurde das Für und Wieder seziert, offene Briefe wurden geschrieben, Versammlungen einberufen. Die Volksbühnenjugend, die selbsternannten Vertreter des deutschen Volkstums, der Naturfreundesportbund, der Autor des Dramas, die Intendanzen – jeder meldete sich zu Wort. Man konnte nicht schweigen. Man musste Partei ergreifen, für die Freiheit der Kunst, gegen die Beschmutzung der Kunst durch die Politik, für die Revolution oder gegen den Bolschewismus.

Es gehört zu den Sehnsüchten der Theatergeschichte, eine Piscatorinszenierung en detail zu analysieren. Wie konnte das, was kaum widersprochen kommunistische Hetze war, eine so irisierende Wirkung entfalten, dass selbst die erklärten Feinde Piscators seine Arbeit schätzten und verteidigten? Als der Streit um die PiratenInszenierung Zensurmaßnahmen der Intendanz nach sich zog, erhielt Piscator eine ………………………………………